Tastsinn, Sprache, Feinmotorik, Achtsamkeit fördern in einem Projekt: Wahrnehmungsbaum
Ein Baum ist etwas Wunderbares! Er kann so viele Sinne ansprechen, denn man kann ihn sehen, ihn fühlen, ihn riechen, ihn hören – man kann ihn auf so viele unterschiedliche Weise wahrnehmen.
Unser Baum ist aus diesem Grund auch nicht einfach nur ein MeisterWerk, sondern ein kleines Projekt, das aus mehreren Schritten besteht. Diese müssen nicht alle auf einmal gegangen werden, sondern es empfiehlt sich jeden Schritt ganz bewusst mit den Kindern wahrzunehmen und zu genießen.
1. Wahrnehmung, Tastsinn und Sprache: Bäume entdecken
Gehen Sie zuerst in den Garten, Park oder Wald und besuchen Bäume. Lassen Sie die Kinder die Unterschiede beschreiben und fühlen oder erzählen Sie den Kleinsten davon. So wird die Wahrnehmungsfähigkeit erweitert, Achtsamkeit. Tastsinn und Sprache werden geschult
2. Wahrnehmungsaktion für die Füße – der Stamm
Vorbereitung
Eventuell braune Mehlfarbe vorbereiten. Rezept s.u.
So geht's
Alle Materialien werden in Reichweite bereit gelegt. Nun wird der nackte Fuß des Kindes bemalt. Dies kann mit einem Pinsel geschehen oder mit der Hand. Manche Kinder lieben es auch die Farbe selbst auf dem Fuß zu verteilen. Hierbei sollte ein Tuch bereitgehalten werden, dass die Hände gleich wieder gesäubert werden können.
Nun folgt der Druck mit dem Fuß. Hierzu liegt der helle Karton am besten auf dem Boden. Das Kind stellt nun ein Fuß auf das Papier und zieht den Fuß wieder gerade nach oben. Bei seitlichen Bewegungen verschwimmt der Abdruck. Auch hier ist es hilfreich ein altes Handtuch daneben zu legen, damit der Fuß dort abgestellt und gereinigt werden kann.
Der Druck sollte am unteren Rand des Kartons sein, damit auf dem Bild noch ausreichend Platz für die Baumkrone ist. Nun muss der Fußabdruck trocknen.
Rezept für Mehlfarbe
Alle Materialien gut miteinander vermischen und so lange verrühren bis keine Klümpchen mehr in der Mehlfarbe sind. Nimmt man zum Färben einen Kakaopulver muss man aufpassen, dass die Farbe nicht zu fest wird. Falls dies der Fall ist, kann man die Farbe mit ein wenig Wasser wieder verflüssigen. Sie sollte die Konsistenz einer weichen Creme haben, da hierbei die Farbe am stärksten herauskommt und der Karton nicht zu sehr verwässert und sich eventuell wellt.
Diese Farbe ist völlig ungiftig und kann kostengünstig und schnell hergestellt werden. Selbst wenn die Farbe gegessen wird, kann nichts passieren. Durch das Kakaopulver riecht die Farbe auch sehr nach Schokolade und lädt vielleicht auch zum Probieren ein.
Bei dieser Aktion können die Kinder auch in die Badewanne gesetzt werden, damit sie dort den Fußabdruck machen. Der Rest der Farbe kann dann einfach in der Wanne vermalt werden. Hinterher können Kinder und Wanne einfach wieder gesäubert werden.
Malen, Feinmotorik, MeisterWerk – die Baumkrone
Material
Vorbereitungen: Keine
So geht's
Der Baum bekommt nun seine Baumkrone mit vielen Blättern. Um den Baumstamm ein wenig zu schützen kann man den untersten Rand mit der Hand zuhalten, so dass nur weiter oben die Blätter entstehen. Man kann auch den untersten Stamm ein wenig mit einem Blatt abkleben, so hat man den gleichen Schutzeffekt, kann aber noch beide Hände frei bewegen. Das Kind darf nun ganz frei mit den Stiften malen. Ob große Kreisbewegungen oder kleine Striche – jeder Baum hat andere Blätter und Formen und somit ist alles erlaubt. Man kann dem Kind immer wieder andere Farben anbieten, so dass ein dichtes Blätterwerk entsteht.
Tipp
Mit Malreimen soll die Lust am Kritzeln noch mehr geweckt werden. Die Kinder lernen dabei den Umgang mit dem Stift als Malwerkzeug. Mit einem Malreim schult man gleichzeitig die das Sprachverständnis, sowie das Körper-, Sprach- und Rhythmusgefühl. Malen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung und Feinmotorik.
Malreime für die Baumkrone
Benutzen Sie immer den Malreim benutzen, der Ihnen am besten über die Zunge geht.
Das Projekt Wahrnehmungsbaum wurde von Karin Brugger, AbenteuerKinderWelt in Speyer entwickelt und von Ute Lantelme ergänzt.
Wahrnehmungsspiele
Die Kinder begreifen die Welt mit allen ihren Sinnen. Die Haut ist hierbei das größte Sinnesorgan und auch jenes, das zu allererst voll ausgebildet funktioniert. Über die Haut und den Mund (orale Phase) erkunden die Kinder die Welt. Je mehr verschiedene Sinneseindrücke die Kinder in den ersten Jahren über diese Kanäle erfahren, desto besser ausgeprägt ist ihre Sinneswahrnehmung. Hierbei hilft die große Anzahl sensorischer Wahrnehmungsrezeptoren auf der Haut.
Die Kinder bekommen so viele Eindrücke (sehen, hören, riechen, schmecken), aber auch unzählige Reize – sowohl von innen (Muskelspannung, Gleichgewicht) als auch von außen (Berührungen, Arten von Materialien). Im Kontext lernen die Kinder die Schwerkraft kennen, üben die Auge-Hand-Koordination, schulen sowohl Grob-, als auch Feinmotorik und be-greifen die Welt.
Um die Entwicklung der Kinder zu fördern und sie zu unterstützen, diese vielen Eindrücke und Erfahrungen zu integrieren, brauchen die Kinder vor allem Zeit, sich selbst im Umgang mit dem Material oder den Sinnesreizen zu erfahren – denn die Selbstwahrnehmung kommt vor der Fremdwahrnehmung.
Malreime
Dies sind kleine Verse, die die Kinder zum Malen anregen, dabei können inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden, z.B. weihnachtliche. Malgeschichten fördern das sprachliche Bewusstsein der Kinder, sie sind gereimt und kurz. Es ist dabei nicht wichtig, dass sie korrekt umgesetzt werden, es ist allerdings darauf zu achten, dass der Inhalt der Geschichten etwa dem Stand der kindlichen Malentwicklung entspricht. Malreime sollen Spaß machen und sie fördern ganz allgemein die Lust des Kindes am Malen. Und malen gehört ja nun unbedingt zum Kindsein!!! Manche Kinder tun das von sich aus und immerzu… die anderen lassen sich vielleicht ein bisschen locken von den kurzen Reimen und Geschichten.
Etappen der Malentwicklung
Mit ganzem Körpereinsatz sind kleine Kinder beim Malen dabei, bevor sie nach und nach lernen, ihre Bewegungen besser zu kontrollieren. Die Malreime begleiten die Kinder entsprechend ihrer motorischen Entwicklung. Die Malgeschichten verleihen den ersten „Kritzel“bildern Bedeutung und nehmen diese kindliche Ausdruckform ernst. Mit großer Aufmerksamkeit und Konzentration verfolgen die Kleinen die Malgeschichten in den Gruppenstunden und zu Hause. Gerne nutzen sie die Gelegenheit selber zum Stift zu greifen. Nicht selten kommentieren sie auch ihre Malbewegungen: sie singen und plappern dazu. Erst später erschaffen die Kinder erkennbare Bilder. In den ersten Jahren stehen der Spaß und Freude mit dem Stift bleibende Spuren hinterlassen zu können im Vordergrund.
Während des dritten Lebensjahres tritt das bewusste Zeichnen in den Vordergrund. Einfache Elementarformen, wie Kreise, Ovale, Vierecke und Kreuze können vom Kind bewusst gezeichnet werden.
Ziel der Malgeschichten ist es nicht, dass die Kinder am Ende die entstehenden Figuren nachzeichnen können, sondern vielmehr, dass ihr Interesse am Spielen mit dem Stift und am Malen geweckt und gepflegt wird. Gleichzeitig schulen die Malreime ihr Sprachverständnis sowie ihr Sprach- und Rhythmusgefühl. Idealerweise malen Kinder mit kurzen dicken Buntstiften oder Wachsmalstiften, da sie beim Halten von dünnen Stiften noch bis zum Alter von 7 Jahren sehr leicht zu stark verkrampfen. Malen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung der Feinmotorik und eine wichtige Möglichkeit, dem inneren Erleben Ausdruck zu verleihen. Würdigen Sie die Kunstwerke der Kinder: Lassen Sie sich von Ihrem Kind etwas über sein Bild erzählen, anerkennen Sie die gelungener Farbauswahl oder schöne Formkombinationen und schaffen Sie Raum für eine Wechselausstellung.
Noch mehr Malreime gibt es in unserem Buch "Krickelkrakel Malspektakel" von Ute Lantelme, Wehrfritz 2010
MeisterWerken
Damit sind allerlei Kreativangebote gemeint, nicht nur, aber auch das klassische Malen und Basteln. Kreativität ist nach unserer Auffassung aber viel mehr als das. Kinder in diesem jungen Alter werden oft zum ersten Mal an die Fülle von Materialien und Werkzeugen herangeführt. Sie erleben ihre Umwelt über die Sinne, sie wollen sich ausprobieren und Spuren hinterlassen. Das können sie beim MeisterWerken mit Finger-, Lebensmittel- oder Cremefarben, aber auch mit Stiften, Pinseln oder Stempel. Kleister, Knete und allerlei andere Materialien können ebenso zum Einsatz kommen. Es muss also nicht immer ein fertiges Produkt entstehen, manchmal geht es einfach ums konkrete Tun, um das Erlebnis, die Erfahrung, das Event.
Ganzheitliches Lernen ist ein wichtiges Schlagwort in der AbenteuerKinderWelt, deshalb wird oft und gerne darauf geachtet, dass Inhalte und Themen der Stunde beim MeisterWerken erneut aufgegriffen werden.
Das MeisterWerken legt auch großen Wert auf die Kommunikation, womit es selbstverständlich den Spracherwerb fördert, den Wortschatz erweitert und Sprechanlässe liefert. Gerade in der Weihnachtszeit gibt es viele Sprechanlässe. Auch die Idee, Familienmitgliedern oder Freunden etwas Selbstgemachtes zu schenken, ist zauberhaft. Ihr Kind erlebt die Freude und den Stolz, wenn das eigene Werk gelobt und beachtet wird und womöglich einen Ehrenplatz an Omas Küchenfenster bekommt. Sie fördern damit auch das Selbstbewusstsein Ihres Kindes.
Warum mit Kindern Natur/Naturphänomene entdecken und erforschen?
Baumrinde ist glatt, rauh, rissig, knotig - grau, weiss, braun, schwarz, glänzend, matt - bewachsen mit Moos, Pilzen etc.
Kinder entdecken forschend und ausprobierend die Welt. Manchmal mutet es fast schon wissenschaftlich an, wenn sie Versuche immer wieder wiederholen. Es scheint als ob sie mit einer Versuchsreihe herauszufinden sichten, ob ein Löffel immer wieder auf den Boden fällt, ob ihn die Eltern immer wieder aufheben oder ob er nicht doch vielleicht eines Tages zum Mond fliegt... . Immer wieder erleben wir Naturgesetze im Alltag - die Fliehkraft der Bahn, wenn sie am Bahnsteig durchfährt, der Fahrtwind auf dem Fahrrad usw. Mit kleinen Beobachtungen dieser Phänomene erlauben wir den Kleinen, diese Prozesse eigenständig zu entdecken und wir unterstützen sie dabei, diese in Worte zu fassen (Wortschatzerweiterung). Die Kinder werden zu genauen Beobachtern und achtsam im Umgang mit ihrer Umwelt. Und die eine oder andere Entdeckung hält nicht nur für die Kleinen, sondern auch für die Großen einen AHA-Effekt bereit. Und das sind doch die Sachen, die wir nie mehr vergessen. Lernen fürs Leben und Spaß haben!
Ute Lantelme ist Sprachwissenschaftlerin, Dozentin und die Gründerin von AbenteuerKinderWelt. Sie ist die Ansprechpartnerin für alle Fragen und Projekte rund um AbenteuerKinderWelt. Sie bietet Workshops und Fortbildungen in allen Bildungsbereichen an und ist Autorin mehrerer Bücher.
Noch mehr Ideen zum Spielen finden Sie in unseren Büchern und Elternheften






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